Deutsche Bahn - Neue Konzentration auf den Kernmarkt Deutschland
Weniger Global Player, mehr Qualität im deutschen Schienenverkehr
Immer höhere wirtschaftliche Ergebnisse hatten für die Deutsche Bahn nach der Teilprivatisierung im Jahr 1994 höchste Priorität. Dazu ist das Unternehmen über den Kernmarkt Deutschland hinaus expandiert: Schon im Jahr 2002 wurde der weltweit tätige Logistikriese Schenker (Stinnes AG) aufgekauft, im Jahr 2010 kamen mit dem britischen Unternehmen Arriva umfangreiche Nahverkehre in rund zehn europäischen Ländern dazu. Allein der Umsatz von DB Schenker trug im Jahr 2023 zu rund 42 Prozent des Gesamtumsatzes der Deutschen Bahn bei.Allerdings stellten sich Synergieeffekte beispielsweise zwischen DB Schenker und der Güterbahn DB Cargo eben so wenig ein wie eine nachhaltige Entlastung der angespannten finanziellen Lage. Die Eigenkapitalquote der Deutschen Bahn lag im Jahr 2023 nur noch bei rund 16 Prozent, dementsprechend hat sich auch die Höhe der Schulden weiter gesteigert.
Um wieder die volle Konzentration auf das gleichzeitig vernachlässigte Kerngeschäft - möglichst viele, schnelle und pünktliche Züge in Deutschland - legen zu können, sollte bis zum Jahr 2025 der gesamte Geschäftsbereich DB Schenker wieder verkauft werden. DB Schenker war in den vergangenen Jahren stets der erfolgreichste Geschäftsbereich. Die durch den Verkauf generierten Milliarden will der Konzern zur Schuldentilgung nutzen. Im September 2024 gab die Deutsche Bahn den Verkauf von DB Schenker an das dänische Logistikunternehmen DSV bekannt. Der Preis liegt bei etwa 14,3 Milliarden Euro. Nach Zustimmung des Aufsichtsrats soll der Kauf im zweiten Quartal 2025 abgeschlossen werden.
Die DB Arriva wurde bereits in mehreren Teilen bis zum Jahr 2024 veräußert. Damit sollen finanzielle Mittel für die überfällige Sanierung des Schienennetzes in Deutschland generiert werden.
Radikale Kur für die marode Schieneninfrastruktur
Die Strecken und Bahnhöfe der Deutschen Bahn sind in einem überwiegend schlechten Zustand. Die Investitionen in die Infrastruktur der Deutschen Bahn waren über Jahre so niedrig, dass sich ein Sanierungsstau bildete. Deswegen sind immer häufiger auch kurzfristige Baustellen nötig, die die Fahrpläne der Züge durcheinanderbringen: Die Pünktlichkeit im Fernverkehr und die Pünktlichkeit im Güterverkehr sank in den Jahren 2023 bzw. 2022 auf Rekordtiefen. Aus diesem Grund werden in den Jahren 2024 bis 2031 von Bund und Deutscher Bahn im Rahmen einer Korridorsanierung 40 stark befahrene Strecken (Hochleistungskorridore) mit über 4.000 Kilometern Länge saniert und dazu jeweils über mehrere Monate komplett gesperrt. Nach der Sanierung sollen die Züge vor allem pünktlicher über die Strecken fahren können. Teilweise werden aber auch die Kapazität und die Höchstgeschwindigkeiten verbessert.Kann die DB Cargo die Krise überwinden?
Die Infrastruktur ist nicht das einzige Problem der Deutschen Bahn: Das Tochterunternehmen DB Cargo ist zwar nach wie vor die größte europäische Güterbahn, im Jahr 2023 betrug der Anteil der DB Cargo am Verkehrsaufkommen im deutschen Schienengüterverkehr allerdings nur noch 39 Prozent. Im Jahr 2013 lag der Anteil noch bei 67 Prozent. Auch wenn aufgrund eines hohen Preisniveaus in der Transportbranche der Umsatz der DB Cargo im Jahr 2023 weiter gesteigert werden konnte, blieb das wirtschaftliche Ergebnis (EBIT) weiterhin stark negativ.Weitere Umstrukturierungen des Unternehmens und eine gezielte Förderung des Bundes für den defizitären Einzelwagenverkehr - welche allen Güterbahnen offen steht - sollen die DB Cargo laut dem Management spätestens im Jahr 2025 wieder in die Gewinnzone bringen.